Pack den Teddy nich an!

•September 21, 2010 • 5 Kommentare

Lieber Gemaux,

der Kindergarten war die Hölle. Allerdings nur die kleine Schwester der Hölle, quasi die von der Leyen unter den Schäubles.

Wirklich lustig, mit ganz viel Hihihi und Hahaha, wird es erst in der Grundschule. Der Ernst des Lebens beginnt und die Eltern tauschen weniger Kochrezepte und mehr Stutenbisse aus.

Elternpflegschaft, Elternsprechtag, Elternbeirat, Elternsommerfest, Elternweihnachtsfeier, Eltern was-auch-immer. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, die Schulpflicht erstreckt sich auch auf die Erziehungsberechtigten. An der Fahrradprüfung durfte ich trotzdem nicht teilnehmen.

Elternsprechtage sind verbindlich. Naja, sind sie eigentlich nicht, sollten sie aber sein. Um so erstaunlicher wie gering die Quote der erscheinenden Eltern ist.

Elternsprechtage wäre also klar. Weihnachtsfeier, ok. Nach 5 Firmenweihnachtsfeiern macht 2h Liedchen singen und Kekse essen auch nichts mehr. Dank Amazon erspart man sich ja den Einkaufsstress am 24.12.

Aber der Rest? Bah! Im 1. Schuljahr war ich naiv genug um am ersten Elternpflegschaftstreffen teilzunehmen. Inhaltlich erinnere ich mich kaum an etwas.
Kein gutes Zeichen. Ich erinnere mich an allen möglichen Schrott. Verdrängung setzt nur in absoluten Notsituationen ein. Aber bei dem Versuch mich an dieses Treffen zu erinnern… n i c h t s.

Gewarnt durch dieses Erlebnis habe ich seither einen großen Bogen um Veranstaltungen dieser Art gemacht.
Nun aber in der 4ten Klasse wird es doch nochmal interessant. Könnte man meinen. Eigentlich. Naja.
Empfehlung für die weiterführende Schule, Klassenfahrt, geänderter Lehrplan etc.

Gesagt, getan. Mittwoch, 19:30 Uhr, Klassenraum 4b.
10h Arbeiten mit Beurkundungstermin, Brachflächenbegehung im Regen und der Vorstellung irgendwelcher Gutachten unter Berücksichtigung irgendwelcher neuen Förderrichtlinien von irgendeinem bekloppten Ökofaschisten Architekten… yeah. Beste Voraussetzungen für einen Elternpflegschaftsabend.

Anzahl der Kinder: 23, durch Eltern vertreten 11. Beeindruckender Schnitt. Erinnert ein wenig an die letzte Bundeswahl. Erst im Nachhinein fand ich es wirklich interessant, dass 5 von 11 Elternteile von Kindern mit Migrationshintergrund (ist das momenten politisch Korrekt?) waren. 5 von 8 ist doch ein verdammt guter Schnitt.

Mehr „typisch deutsche Mütter“ hätte ich aber auch nicht ertragen. Wirklich nicht. Aber der Reihe nach:

Taktisch kluges Verhalten ist: 1 Minute vor Beginn der Veranstaltung den Klassenraum zu betreten. Das senkt die Gefahr auf  Trashtalk VOR der Veranstaltung enorm.
Die Lehrerin setzt sich also ans Pult, die Eltern nehmen an den U-förmig arrangierten Tischen (auf verdammt kleinen Stühlen) Platz.
2 Männchen rechts, 7 Weibchen links. DAS erinnerte wirklich an die Grundschule wo Mädchen noch doof waren (und andersrum).
7 + 2 = 9. Stimmt. Auffallend. 2 wollten es wohl perfekt machen und kamen erst kurz nach Beginn der Show. Eine Mutter setzte sich nach einigem Zögern zu den Männchen auf die eine Seite, ein Vater setzte sich politisch korrekt in die Mitte.

Veranstaltungen dieser Art werden nur unter 2 Voraussetzungen interessant:
1.) Der vorgetragene Stoff erschüttert die moralische Grundfeste der Zuhörer.
2.) Aus dem Vortrag wird ein Dialog. Ob nun durch gewollte oder ungewollte Fragen der Audienz.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich ganz am Ende. Wer allerdings mit der Hoffnung zu solch einem Termin erscheint, dass weder 1) noch 2) eintritt, der gehört geschlagen wird eines „Besseren“ belehrt.

Ich nehme ungern unvorbereitet an Vorträgen jedweder Art teil. Also im Vorfeld einmal kurz den Stoffinhaltsplan überflogen.
Zack: Sexualkunde. Zack: Fremde Religionen,
geil. Das versprach einen gewissen Unterhaltungsfaktor.
So kam es dann auch. Weit aufgerissene Augen, rote Wangen und schamhaftes Gemurmel.

Vor meinem gseitigen Auge spielten sich bereits unglaubliche Szenen ab.
„Du Jonas komm mal her, wir müssen uns mal unterhalten.(…) wenn Mama und Papa sich ganz doll lieb haben (…)Blume, Biene, Storch(…) aber das ist noch nichts für dich!“

Geschickt ignorierte die Klassenlehrerin das Gemurmel und riss mich aus meinem Gedanken indem es plötzlich um die Klassenfahrt ging.
Die Uhr zeigte inzwischen 20:25. Halb 9 wollte ich typisch deutsch zu Hause sein, den Arsch auf dem Sofa geparkt, die Füße hochgelegt, den Fernseher an und den Kopf aus.
Ein par wenige organisatorische Dinge wurden besprochen: Notrufnummern, An- und Abreisezeit, Fahrtdauer und die Packliste mit Ge- und Verboten.

Seinem Kind auf einem Bauernhof im Oktober keine Sandalen anzuziehen sollte sich von selbst ergeben. Genau wie 90% der anderen Gebote wie warme Jacken, Unterwäsche, Socken und 3 Handtücher.
HALT!
3 Handtücher? Warum nur 3 Handtücher? Mein Kind verbraucht ja schon jeden Tag 2 Handtücher?! Kann ich ihm auch mehr Handtücher mitgeben? Der große Bruder von der Betty aus der 3a kam letztes Jahr ganz schmutzig von der Klassenfahrt wieder!
5 Minuten diskutierte dann der linke Flügel über die bestmögliche Anzahl von Handtüchern. Am Ende stand die Antwort der Lehrerin: Ihr Kind kann auch 10 Handtücher mitbringen, tragen muss es die Tasche allerdings selbst.
Der rechte Flügel versuchte sich seine „Begeisterung“ nicht anmerken zu lassen. Nach dem 5ten Blick auf die Uhr binnen 3 Minuten war klar: Mein Sitznachbar wollte eigentlich das Bayernspiel im TV sehen.

iPods, Handys und Spielkonsolen dürfen die Kinder ebenfalls nicht mitbringen. Gibt es wirklich 4.Klässler/innen mit eigenem Handy? Ich befürchte schon.
Geld war ebenfalls verboten.
Mutter: „Und wenn sich die Kinder etwas zu trinken kaufen möchten?“ Lehrerin: „Wir haben Getränke mit.“
Mutter:“Und wenn sie sich etwas anderes kaufen möchten“
Lehrerin:“Dort gibt es nichts anderes als den Bauernhof.“
Mutter:“Und wenn sie sich was zu Naschen kaufen möchten?“
Lehrerin:“Süßigkeiten sind ebenfalls nicht erwünscht und werden nur durch die Begleitpersonen verteilt“.
Mutter:“Und wenn sie sich eine Postkarte kaufen möchten?“
Lehrerin: „Nein. Nein. Nein. Kein, Geld für nichts.“

20:32.
Das Impfheft sollte in Kopie mitgegeben werden. „Warum nicht das richtige Impfheft? Das sind doch so viele Seiten!?“
Ich war kurz davor zu fragen ob sich irgendwer dafür interessiert welche Spritzen ihr Blag vor 9 Jahren bekommen hat oder ob Sie es hinbekommt die letzten 3 Seiten mit den aktuellen Impfungen zu kopieren. Ich übte mich in Zurückhaltung. Wer mich kennt weiß wie schwer mir das gefallen ist.
20:35
Das Lieblingskuscheltier. Eigentlich kein Punkt über den man irgendein Wort verlieren muss, oder? FALSCH.
In blumigen Worten verpackt, Konsalik wäre stolz, bat eine Mutter die Lehrerin darum den übrigen Kindern zu sagen, dass Kuscheltiere von anderen Tabu sind. Schließlich hat ihr Sohn eine sehr emotionale Bindung zu seinem Teddy, Berry der III sein Name, und ohne Berry unter seinem Schlafanzug könne er nicht schlafen.
Ahrg…

20:45
Wahlen. 2 Posten zu vergeben. Erster Vorsitzender der Klassenpflegschaft der 4b und zweiter Vorsitzender der Klassenpflegschaft der 4b.
Nicht sonderlich beeindruckend auf einer Visitenkarte. Ich kandidierte also nicht. Eigentlich wollte ich nur noch nach Hause und verdrängen…

Die Aufgabenstellung:
2 Positionen, von den aktuellen Amtsinhaberinnen war nur eine da, die andere hatte mitgeteilt sie gibt ihr Amt gerne ab wenn es jemand anders machen möchte, die Vorsitzende wollte weitermachen und von den übrigen stellte sich nur eine zur Wahl.

Nur weil eine Aufgabe den Schwierigkeitsgrad eines 5-teiligen Puzzles aus  dem Kindergarten hat muss man es ja nicht unbedingt auch sofort und auf direktem Weg lösen. Man kann ja auch erst diskutieren ob das Puzzle überhaupt gelöst werden will oder ob man lieber oben oder unten beginnt…
5 Minuten lang, mitunter die längsten 5 Minuten meines Lebens, wurde geredet, gelabert, diskutiert, vorgeschlagen und verworfen wie denn die 2 Kandidaten auf die 2 Positionen zu wählen sind. /facepalm
Auf die Frage ob es hier immer so wäre antwortete mein Nachbar: „Keine Ahnung, bin das erste Mal hier. Sonst geht meine Frau und das nächste Mal wird sie auch wieder gehen. Soviel ist sicher.“ musste ich lachen.
Schwerer Fehler. Lachen = Aufmerksamkeit = böse Blicke vom linken Flügel.
Was es daran zu lachen gäbe wurde ich gefragt. Schlimmer werden konnte es nicht. Also setzte ich mein Mandantenseminargesicht auf und antwortete: „Lustig ist hier gar nichts. Lästig ist das richtige Wort. Lästig ist es wenn 5 Minuten lang wild diskutiert wird wie 2 unterschiedliche Posten *Peace Geste mit der linken Hand* mit 2 unterschiedlichen Personen *Peace Geste mit der rechten Hand*besetzt werden können. Natürlich könnte man einfach per Handzeichen Fragen ob es für die Anwesenden okay ist wenn Frau R. ihren Posten behält und Frau C. für die ausscheidende Frau R. ins Amt rückt. *Blick in die Runde* Nur so eine Idee.“

5 Minuten später war die Veranstaltung beendet.

Nun warte ich auf das Verdrängen.

(Insel)Fähren, der Untergang aller Seemannsträume

•August 4, 2010 • Kommentar verfassen

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Als bekennender Segelfan, ganz ohne weisses Mütze und Matrosenhemdchen, sind Fährfahrten das letzte. Das Geschipper auf der lieblos ausgehobenen Fahrrinne erinnert sehr an Tretenbootfahren aufm Dortmund-Ems-Kanal…

Kinder auf Rutschen

•August 3, 2010 • Kommentar verfassen

Kinder sind was tolles. Unser größter Schatz und Nachläss auf Erden.
Kinder im Playland, so nennt McD die 4mx4m Weichgummi-Zonen zwischen McDrive und Parkplatz, beeindrucken mich immer wieder…
Unermütlich stürmen sie die Plastikrutsche hoch um sich aus 2m Höhe mit 3 Schrauben in die Tiefe zu stürzen.
Selbst die Kleinsten merken schnell wie langweilig diese Rutschpartie der Ödniss ist.

Aber es hält sie nicht davon ab wieder und wieder die Rutsche hochzustürmen um wieder und wieder zu merken das die Vorfreude dem eigentlichen „Vergnügen“ weit überlegen ist.

Früh übt sich wer später in Schule und Beruf von zahlreichen Ehrenrunden nicht überrascht werden möchte.

Anders

•November 26, 2009 • Kommentar verfassen

„Wie stellst du dir denn deine Traumfrau vor?“

„Hm… anders“

 

Nicht zur Nachahmung empfohlen.